Mein Weg zur Handspinnerin – von der Faser zum Garn

Vom Flachsanbau bis zum eigenen Garn. Muss ich dafür nicht auch noch spinnen lernen? In diesem Artikel nehme ich dich mit auf meinen Weg zur Handspinnerin. Ich erzähle, wie ich meine ersten Schritte mit der Handspindel gemacht habe, welche Erfahrungen ich dabei gesammelt habe und welche Gedanken mich auf diesem Weg begleiten.

1. Warum ich mit dem Spinnen beginne

Seit einiger Zeit träume ich davon, den gesamten Weg vom Rohstoff bis zum fertigen Gewebe selbst zu gehen. Nachdem ich meinen ersten Flachs im Garten angebaut habe, möchte ich ihn in Zukunft auch eigenhändig verarbeiten. Dafür brauche ich Garn – und so beginnt mein Weg zur Handspinnerin.

Für mich bedeutet das Spinnen mehr als ein neues Handwerk. Es ist eine bewusste Entscheidung für Langsamkeit, für das Erlernen alter Techniken und für den respektvollen Umgang mit Naturmaterialien. Statt industriell gefertigter Massenware möchte ich etwas Eigenes schaffen: ein Garn, das seine eigene Geschichte trägt.

2. Der erste Schritt: Vom Wunsch zur Umsetzung

Der Wunsch war da – ich wollte unbedingt lernen, mit der Handspindel zu spinnen. Doch wie so oft am Anfang eines neuen Handwerks stand ich erst einmal vor einer Menge Fragen: Wo fange ich überhaupt an? Was brauche ich wirklich? Welche Spindel ist geeignet, und welche Wolle?

Ich wollte möglichst wenig investieren, um das Spinnen erst einmal auszuprobieren. Also entschied ich mich bewusst gegen teures Profiwerkzeug und suchte nach einer einfachen, günstigen Handspindel. Bei der Wolle war ich zunächst völlig überfordert. Die Auswahl an Kammzügen und Fasern ist riesig, und als Anfängerin konnte ich kaum einschätzen, was sich gut verspinnen lässt.

Schließlich stieß ich auf ein preiswertes Anfängerset: eine einfache Spindel mit drei verschiedenen Kammzügen und einer gedruckten Anleitung. Das war ideal, um verschiedene Fasern kennenzulernen, ohne lange recherchieren oder mich entscheiden zu müssen. Rückblickend war das eine gute Wahl – so konnte ich direkt loslegen, ohne mich in Details zu verlieren.

Zusätzlich halfen mir YouTube-Videos sehr: Bewegungsabläufe wie das Anspinnen oder das Kontrollieren des Dralls lassen sich visuell viel leichter nachvollziehen als über Text. Ich habe mir verschiedene Tutorials angesehen und einfach ausprobiert, was für mich funktioniert.

Meine ersten Versuche waren spannend, aber nicht ohne Hürden. Unzählige Male ist mir die Spindel zu Boden gefallen, weil der Faden gerissen ist. Doch Schritt für Schritt habe ich den Rhythmus gefunden. Die Koordination von Drehen, Nachgeben und Auseinanderziehen der Fasern ist eine kleine Herausforderung, die aber schnell Fortschritte bringt. Heute reißt der Faden nur noch selten und ich empfinde das Handspinnen inzwischen als wohltuend und entspannend.

Kapitel 3 – Vom Faden zum Garn

Mein erstes eigenes Garn entstand aus der Hälfte eines Kammzugs. Zunächst verspann ich diese Hälfte mit der Handspindel zu einem einfachen Faden – ein spannender Moment, aber auch eine Erkenntnis: So war das Garn noch nicht wirklich fertig. Ein einzelner, unverzwirnter Faden ist zwar ein schöner Zwischenschritt, aber noch nicht stabil genug für die Weiterverarbeitung.

Mir wurde klar: Ich brauche zwei gesponnene Fäden, um sie anschließend miteinander zu verzwirnen. Also wickelte ich den ersten Faden von der Spindel ab und spann die zweite Hälfte des Kammzugs. Danach kam der nächste Schritt: das Verzwirnen. Dafür wird die Spindel in die entgegengesetzte Richtung gedreht, sodass sich die beiden Fäden miteinander verdrehen. Der gegenläufige Drall stabilisiert das Garn – es wird reißfester und neigt später beim Verarbeiten nicht mehr zum Verdrehen.

Nachdem das Garn fertig verzwirnt war, wickelte ich es mithilfe zweier Stäbe, die in einer praktischen kleinen Halterung stecken (ein 3D-Druck von meiner Tochter), zu einem Strang. Dabei wird das Garn gleichmäßig aufgewickelt und anschließend an mehreren Stellen abgebunden, damit es seine Form behält.

Das Ergebnis ist natürlich weit entfernt von perfekt, es gibt dicke Knubbel und zu dünne Stellen. Aber genau das macht für mich den Reiz aus: Das Garn ist individuell, lebendig und mit meinen eigenen Händen gefertigt. Für mich ist das viel wertvoller als ein industriell hergestelltes Garn.

Parallel habe ich ein altes Spinnrad geliehen bekommen. Noch muss ich ausprobieren, ob es richtig funktioniert, aber ich freue mich sehr auf den Umstieg. Während die Handspindel perfekt für den Einstieg ist, erlaubt das Spinnrad ein unterbrechungsfreies Arbeiten: Der Faden läuft automatisch weiter und wird direkt aufgewickelt.

4. Spinnen als Teil eines größeren Ganzen

Für mich steht das Spinnen nicht isoliert, sondern ist ein weiterer Schritt auf meinem kreativen Weg. Ich möchte das handgesponnene Garn später mit Pflanzenfarben färben und schließlich auf meinem Webrahmen weiterverarbeiten. Was daraus entsteht, weiß ich heute noch nicht genau. Vielleicht werden daraus Schals, Tücher oder kleine Stücke für die Wohndeko. Das liegt alles noch in der Zukunft, aber der Gedanke, diesen gesamten Prozess selbst in der Hand zu haben, fasziniert mich sehr.

Gleichzeitig ist das Handspinnen für mich auch eine bewusste Entscheidung: weg von industriellen Produkten, hin zu regionalen Materialien, traditionellen Techniken und einem achtsamen Umgang mit Ressourcen. Ich empfinde es als sehr bereichernd, Schritt für Schritt mehr über alte Handwerkstechniken zu lernen und sie in mein eigenes Arbeiten einzubinden.

5. Ausblick – Begleite mich auf meinem Weg

Ich stehe mit dem Spinnen noch ganz am Anfang. Doch gerade diese ersten Schritte sind voller Freude und Lernmomente, die ich mit euch teilen möchte. Es geht für mich nicht um Perfektion, sondern um Erfahrung, um Entschleunigung und das Wiederentdecken einer jahrhundertealten Technik.

Wenn du Lust hast, mich auf diesem Weg zu begleiten, freue ich mich sehr. Und wenn du selbst schon länger spinnst, lade ich dich herzlich ein, deine Tipps und Erfahrungen mit mir zu teilen. Denn Handwerk lebt auch von Austausch und Gemeinschaft.


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