Der Juni bringt Licht in Fülle – und mit ihm beginnt die lebendigste Zeit im Färbergarten. Die Tage sind lang, das Grün wird dichter, erste Farbtupfer zeigen sich im Beet. Zwischen Unkrautjäten, Stützenbauen und Schneckenkontrolle wachsen die Pflanzen still und stetig, und manchmal scheint es, als würden sie über Nacht einen Sprung machen.
In diesem Beitrag nehme ich dich wieder mit in meinen Garten. Ich zeige, welche Pflanzen sich gut entwickeln, wo ich nachbessern musste und welche Ernte bald ansteht. Dazu erfährst du, wie ich die Färberkamille aus dem Vorjahr noch einmal genutzt habe, was im Solarfärbeglas passiert und warum der Tag der offenen Gartentür für mich ein besonderer Moment ist.
1. Ankommen im Beet – wie sich die Pflänzchen entwickeln
Einige Wochen nach dem Auspflanzen ist gut zu erkennen, wie sich die einzelnen Pflanzen im Beet entwickeln. Die meisten haben sich gut eingelebt, neue Blätter gebildet und sichtbar an Größe gewonnen.

Die Schwefelkosmee gehört zu den ersten einjährigen Pflanzen, die bereits blühen, mit leuchtend orangefarbenen Blüten, die sich deutlich vom übrigen Grün abheben. Es ist immer ein guter Moment, wenn sich erste Farben zeigen und man sieht, dass die Pflanzen angekommen sind.
Ganz ohne Rückschläge ging es aber nicht: Ein Teil der Sonnenblumen wurde kurz nach dem Pflanzen von Schnecken angefressen und musste ersetzt werden. Auch bei den Stockrosen habe ich fast komplett neu gepflanzt, nachdem die ersten, noch kleinen Pflanzen von Erdflöhen stark beschädigt wurden. Inzwischen stehen kräftigere Exemplare im Beet.
Trotzdem zeigt sich insgesamt ein gutes Bild: Die meisten Pflanzen sind angewachsen und wachsen stabil weiter. Noch sind kaum Blüten zu sehen, aber das Grün wird dichter, und die Beete entwickeln sich Schritt für Schritt.
2. Erste Ernte: Die Färberkamille blüht
Die Färberkamille aus dem letzten Jahr hat sich kräftig entwickelt und steht inzwischen in voller Blüte. Ihre gelben Blütenkörbchen sind ein echter Blickfang und jetzt auch bereit für die erste Ernte.
Ich ernte ausschließlich die reifen Blütenköpfchen, also solche, bei denen sich auch die mittlere Röhrenblüte im Zentrum vollständig geöffnet hat. Noch geschlossene oder halb geöffnete Blüten lasse ich stehen, sie reifen in den nächsten Tagen nach.

Beim Pflücken achte ich darauf, die Blüten direkt am Ansatz zu lösen, sodass kein Stängel mitgeerntet wird. Das hat sich vor allem für die spätere Verwendung im Bundle Dyeing bewährt, wo reine Blütenköpfe leichter zu verarbeiten und besser zu platzieren sind.
Die frischen Blüten werden luftig und schattig getrocknet, damit sie ihre Farbe und Färbekraft behalten. Auch wenn das Ernten in der Blütephase regelmäßig notwendig ist, gehört es für mich zu den schönsten Arbeiten im Garten – konzentriert, handlich und mit Blick auf das, was aus diesen Blüten später noch entstehen kann.
3. Stabiler Lein – mit einfacher Stütze
Der Faserlein im Projektbeet hat sich in den letzten Wochen prächtig entwickelt. Inzwischen misst er rund 50 Zentimeter Höhe und wächst dicht und aufrecht, ein erfreulicher Anblick. Damit das auch so bleibt, habe ich ihn jetzt mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Stützkonstruktion gesichert.

Mein Standort ist recht windanfällig, und besonders bei Starkregen oder Sturmböen besteht die Gefahr, dass die feinen Stängel umknicken oder sich dauerhaft niederlegen. Um das zu vermeiden, habe ich ein stützendes Gitter knapp oberhalb der aktuellen Pflanzenhöhe angebracht. So wachsen die Halme einfach hindurch und bekommen gleichzeitig Halt.
Die Konstruktion besteht aus Weidenstäben, die rund um das Beet herum in den Boden gesteckt wurden. Dazwischen habe ich ein Gitter aus selbstgemachtem Textilgarn gespannt – elastisch, aber stabil genug, um die Pflanzen sanft zu stützen. Diese Lösung ist schnell umgesetzt, materialsparend und lässt sich bei Bedarf auch später noch erweitern.

Jetzt wächst der Lein weiter durch das Gitter hindurch, bleibt aber auch bei Wind in Form – und ich bin gespannt, wie er sich in den kommenden Wochen weiterentwickelt.
4. Tag der offenen Gartentür – Einladung in den Färbergarten
Am 22. Juni ist es so weit: Wir nehmen offiziell am Tag der offenen Gartentür teil. Ein schöner Anlass, um unseren Garten für interessierte BesucherInnen zu öffnen und zu zeigen, wie vielfältig das Färben mit Pflanzen sein kann. Hier kannst du dir die Einladung ansehen.
Im Mittelpunkt steht dabei mein Färbergarten. Jede Pflanze ist deutlich beschriftet und mit einer passenden Stoffprobe ergänzt. So lässt sich direkt sehen, welche Farbe z. B. Färberkamille, Tagetes oder Sonnenhut auf Baumwollstoff ergibt. Die Stoffproben stammen aus meiner Werkstatt und zeigen die natürlichen Nuancen, die sich durch die Pflanzenfärbung erzielen lassen.
Zusätzlich stelle ich einige meiner pflanzengefärbten Halstücher und handgeflochtenen Körbchen aus. Wer mag, kann sich auch anschauen, wie ein Solarfärbeglas gefüllt wird: Ich erkläre gerne, wie Blüten, Blätter und Stofflagen im Glas geschichtet werden, um über Wochen hinweg ihre Farbe an die Fasern abzugeben – ganz ohne Hitze, nur durch die Kraft der Sonne.
Wer also in der Nähe ist, ist herzlich eingeladen, vorbeizuschauen, Fragen zu stellen und sich inspirieren zu lassen.
5. Die Magie im Glas: Solarfärbung im Sommerlicht
Diese Methode eignet sich besonders für die Sommermonate, wenn die Sonne zuverlässig Kraft hat. Die Wärme im Glas sorgt dafür, dass sich die Farbstoffe langsam und schonend lösen – ein Prozess, der mehrere Tage dauert und sich gut beobachten lässt.

Wenn du es gerne selbst ausprobieren möchtest: hier habe ich einen Blogartikel darüber geschrieben. Dort findest du auch ein kostenloses PDF-Freebie mit einer kompakten Anleitung.
Die Solarfärbung verbindet auf einfache Weise Geduld, Naturbeobachtung und Handwerk – und ist genau deshalb eine gute Einführung in die Welt der Pflanzenfarben.
6. Von der Pflanze zum Produkt – Färben mit Färberkamille
Bevor jetzt die neue Ernte ansteht, habe ich die letzten getrockneten Blüten der Färberkamille aus dem vergangenen Jahr verwendet, um ein Halstuch und einen Strang Makrameegarn zu färben. Dafür kamen die Blüten in den Färbetopf, wurden mit Wasser bedeckt und eine gute halbe Stunde leicht geköchelt, bis sich der Farbstoff gelöst hatte. Anschließend habe ich den Sud durch ein Tuch abgegossen, um Blütenreste zurückzuhalten. So setzen sich später keine Pflanzenteile im Stoff fest.
Der vorbereitete, bereits gebeizte Stoff und das Garn wurden vor dem Färben kurz in Wasser eingeweicht, damit sie die Farbe gleichmäßiger aufnehmen. Danach kamen sie in den noch warmen Sud und wurden darin erneut etwa eine halbe Stunde leicht geköchelt. Die Farbe zog schnell ein und brachte ein leuchtend warmes Gelb hervor. Nach dem Färben habe ich die Textilien gründlich mit Wasser ausgespült und zum Trocknen luftig und schattig aufgehängt. Erst im letzten Schritt, nach dem vollständigen Trocknen, wasche ich sie noch einmal mit einem milden, pH-neutralen Waschmittel aus.

So sind aus den getrockneten Blüten des Vorjahres zwei neue Stücke entstanden, jedes für sich ein Beispiel dafür, wie die Färberkamille ihren sonnigen Charakter auch lange nach der Blüte weitergibt.
7. Beharrlich: Der Färberknöterich
Der Färberknöterich hat sich in diesem Jahr nur zögerlich entwickelt. Einige wenige Pflänzchen konnte ich jedoch retten. Sie wachsen nun geschützt im Gewächshaus und zeigen dort erste kräftige Stängel. Sobald sie etwas größer sind, möchte ich versuchen, sie über Stecklinge zu vermehren. Das hat sich bei dieser wärmeliebenden Art bereits in den vergangenen Jahren als zuverlässig erwiesen und könnte helfen, noch eine kleine zweite Generation für den Spätsommer heranzuziehen.

Fazit
Noch ist vieles im Aufbau, der Kampf gegen die Schnecken und Erdflöhe geht weiter. Doch das stetige Wachsen, das achtsame Begleiten der Pflanzen und die ersten Farbergebnisse zeigen, wie lebendig und kraftvoll dieser frühsommerliche Moment ist. Ich freue mich darauf, euch im nächsten Beitrag zu zeigen, wie ich meine Färbepflanzen ernte, trockne – und welche ich auch frisch verarbeite.
Warst du vielleicht selbst schon einmal beim Tag der offenen Gartentür dabei oder pflegst einen eigenen Färbergarten? Ich freue mich, von deinen Erfahrungen zu lesen – hinterlasse mir gerne einen Kommentar oder schreib mir direkt.
