Färbergarten-Serie Teil 8: Saisonabschluss im Herbst

Mit dem ersten Herbststurm hat sich das Gartenjahr spürbar gewendet. Die Blütezeit neigt sich dem Ende zu, Samen reifen aus, und die Beete bereiten sich auf ihre Winterruhe vor. In diesem letzten Färbergarten-Beitrag der Saison blicke ich zurück auf eine reiche Ernte, teile meine Erfahrungen beim Sammeln und Aufbewahren von Samen und gebe einen Einblick in die beginnende Flachsverarbeitung.

Gleichzeitig erzähle ich, warum ich meine Beete im Herbst nicht „aufräume“, sondern stehen lasse und was in den kommenden Monaten im Hintergrund weitergeht. Ein Ausblick auf Winterprojekte und die nächste Gartensaison rundet den Artikel ab.

1. Ein Sturm läutet den Herbst ein

Der Wechsel der Jahreszeiten hat sich in diesem Jahr nicht leise angekündigt, sondern mit einem kräftigen Herbststurm. Innerhalb weniger Stunden fegte der Wind über den Garten, rüttelte an den Pflanzen und ließ ganze Reihen umkippen. Viele Stauden und Sommerblüher haben sich dabei erstaunlich widerstandsfähig gezeigt. Ich konnte sie wieder aufrichten und sorgfältig anbinden, sodass sie weiterstehen dürfen, bis sie vollständig verblüht sind.

Bei den Sonnenblumen war der Sturm jedoch stärker. Trotz stabiler Stützen sind die schweren Blütenstände abgeknickt – die aufgeweichte Erde bot den Pfosten keinen sicheren Halt mehr. Einige Köpfe waren zum Glück bereits weit genug entwickelt, um sie nachträglich zu ernten. Ich habe die halbwegs ausgereiften Blüten abgeschnitten und zum Trocknen aufgehängt, in der Hoffnung, dass sie in diesem Jahr gut ausreifen und nicht wieder zu schimmeln beginnen.

2. Nachlassende Blütenfülle

Mit dem Einzug des Herbstes verändert sich das tägliche Arbeiten im Färbergarten spürbar. Die üppige Blütenpracht des Sommers weicht langsam einem ruhigeren Bild. Statt voller Erntekörbe bringe ich nun oft nur noch eine Handvoll Blüten ins Haus, wenn überhaupt. Viele Tage sind zu feucht, um die empfindlichen Blüten gut trocknen zu können. Nur wenn es zwei Tage hintereinander trocken bleibt, lohnt sich das Pflücken noch.

Stattdessen genieße ich die leuchtenden Farben direkt im Beet: Das kräftige Gelb der Färberkamille, das warme Orange der Tagetes – sie strahlen in der dunkler werdenden Jahreszeit fast wie kleine Sonnen.

3. Sommerernte im Rückblick

Auch wenn die aktuellen Erntemengen langsam zurückgehen, blicke ich in diesem Herbst auf eine reiche Saison zurück. Über den Sommer hinweg habe ich gesammelt, getrocknet und in große Papiertüten abgefüllt. Neugierig über die Mengen, die dabei zusammengekommen sind, habe ich alles noch einmal ausgepackt und sortenweise abgewogen.

Besonders erfreulich waren die Mengen beim Mädchenauge mit 460 g und beim Rauen Sonnenhut mit 375 g. Die Färberkamille brachte es auf 360 g. Die Schwefelkosmee war in diesem Sommer mein Sorgenkind. Ich musste die erste Ernte komplett entsorgen. In einem Versuch die Blüten vor Lebensmittelmotten zu schützen, habe ich sie in einem großen Schraubglas aufbewahrt. Dort sind sie trotz beigefügtem Entfeuchter geschimmelt und waren nicht mehr zu retten. Die restlichen 250 g bewahre ich jetzt doch wieder in einer Papiertüte auf. Mottenfallen sollen die Blüten in diesem Winter schützen. Die Skabiose schließlich steuerte noch 50 g bei. Die Ernte der Sonnenblumensamen steht noch aus.

Vergleichswerte aus den Vorjahren habe ich leider keine, doch allein die Anzahl der Tüten zeigt deutlich, dass die Ernte in diesem Jahr wesentlich üppiger war als im letzten.

Diese Vorräte bilden nun das farbenfrohe Fundament für kommende Färbungen – jede Tüte trägt den Duft und die Sonne des Sommers in sich.

4. Samen sammeln und aufbewahren

Neben der Blütenernte spielt im Herbst auch das Sammeln und Aufbewahren von Saatgut eine wichtige Rolle. Ich versuche, die Samen möglichst vollständig an der Pflanze ausreifen zu lassen. So entwickeln sie sich optimal und sind im nächsten Jahr keimfreudig und robust. In diesem Jahr macht das viele Regenwetter diese Geduldprobe allerdings nicht einfach. Manche Samenstände bleiben lange feucht und reifen nur langsam nach.

Deshalb schneide ich vereinzelt auch unreife Samenstände ab und lasse sie drinnen nachreifen. In der Wohnung können sie gut durchtrocknen, bevor ich sie vorsichtig ausstreife und in meine selbstgebastelten Papiertütchen abfülle.

Die kleinen Tütchen haben sich bewährt: Sie lassen sich schnell falten, beschriften und platzsparend lagern. Wer sie nachbasteln möchte, findet im letzten Blogartikel eine kurze Anleitung.

5. Beete im Herbst – Lebensraum statt Aufräumen

Wenn die Blütezeit vorüber ist, beginnt in vielen Gärten das große Aufräumen. Verblühte Stauden werden bodentief zurückgeschnitten, Beete abgeräumt und für den Winter „sauber“ gemacht. In meinem Färbergarten gehe ich einen anderen Weg: Ich lasse die Pflanzen weitgehend stehen, auch wenn sie verwelkt oder abgestorben sind.

Nicht jeder in der Familie teilt diesen Ansatz. Die vertrockneten Stängel wirken auf den ersten Blick wenig ordentlich, und darüber haben wir schon manche Diskussion geführt. Für mich überwiegt jedoch der ökologische Nutzen deutlich. Die stehen gelassenen Pflanzen bieten Vögeln im Herbst und Winter wertvolle Nahrung in Form reifer Samen. In den hohlen Stängeln und unter den welken Blättern finden Insekten Unterschlupf und Überwinterungsplätze, die in aufgeräumten Gärten oft fehlen.

Gleichzeitig haben viele Samenstände ihren ganz eigenen Reiz und setzen auch im Winter dekorative Akzente. So wird der Garten selbst in der ruhigen Jahreszeit lebendig – nur eben auf eine andere, stillere Weise.

6. Flachs: Vom Feld zur Faser

Auch beim Flachs ist die nächste Etappe erreicht. Am 31. August habe ich die Röste auf dem Rasen beendet. Die Stängel waren ausreichend von Tau und Regen durchfeuchtet, sodass sich die Fasern vom Holzkern lösen lassen. Anschließend habe ich die gerösteten Bündel an einem regengeschützten Ort im Holzlager getrocknet und später in den Keller gehängt, wo sie nun auf ihre Weiterverarbeitung warten.

Das Brecheln und die anschließenden Arbeitsschritte werde ich in den nächsten Wochen durchführen – möglichst an einem sonnigen Tag, draußen im Garten. Da ich keine klassischen Brechelwerkzeuge habe, werde ich einfache Hilfsmittel aus dem Haushalt verwenden um die Fasern zu lösen. Den genauen Ablauf erkläre ich in einem eigenen Artikel, der bald folgt.

Um meine Fasern dann auch weiterverarbeiten zu können, habe ich schon mal angefangen das Spinnen zu lernen. Mehr über meine ersten Erfahrungen damit kannst du in diesem Blogartikel nachlesen.

7. Ausblick & Winterpause

Mit dem Herbst kehrt spürbar Ruhe in den Färbergarten ein. Die Beete liegen still, die Blüten haben sich verabschiedet, und Samenstände zeichnen filigrane Muster in die kühle Luft. Auch wenn ich den Sommer mit seiner Fülle und Farbenpracht sehr liebe, freue ich mich jetzt auf eine ruhigere Zeit drinnen.

Die kommenden Wochen gehören dem Färben von Stoffen und Garnen, dem Spinnenlernen und vielen kreativen Projekten, die während der Gartensaison oft zu kurz kommen. Während draußen die Natur zur Ruhe kommt, darf der Garten seine wohlverdiente Winterpause antreten.

Gleichzeitig wächst im Hintergrund bereits die Vorfreude auf die nächste Saison. Erste Pläne entstehen, vielleicht bin ich im kommenden Jahr wieder beim Projekt „1 qm Lein“ dabei – einer Initiative, die sich über Fundraising finanziert und noch Mitstreiter*innen sucht. Wenn du auch Lust bekommen hast deinen eigenen Flachs anzubauen, dann findest du alle Informationen über das Projekt hier.

So schließt sich der Jahreskreis im Färbergarten: Die Ernte ist eingebracht, die Samen ruhen, die Fasern warten auf ihre Verarbeitung und neue Ideen beginnen bereits zu keimen.

Fazit

Mit dem Abschluss der diesjährigen Färbergartensaison endet ein weiterer bunter Zyklus voller Wachstum, Ernte und Handwerk. Der Garten darf nun zur Ruhe kommen, während drinnen neue Projekte Gestalt annehmen.

Wenn du über den Winter hinweg auf dem Laufenden bleiben möchtest, melde dich gern für meinen Newsletter an. Dort teile ich Einblicke in meine Färbe- und Kreativarbeiten, Hinweise auf neue Blogartikel und aktuelle Projekte. Außerdem erfährst du dort als Erste*r, wann mein Onlineshop eröffnet – in dem ich künftig meine natürlich gefärbten Produkte und Linoldrucke anbiete.

Im Frühjahr wird die Färbergarten-Serie mit frischem Schwung zurückkehren. Dann heißt es wieder: Beete vorbereiten, aussäen, beobachten, ernten und den Kreislauf von Farbe und Natur neu beginnen.

Ich freue mich sehr, dass du mich durch das Gartenjahr begleitet hast und die letzten Monate mit mir im Färbergarten verbracht hast. Wie war dein Gartenjahr? Hast du eigene Erfahrungen mit Blüten, Samen oder dem Anbau von Färberpflanzen gemacht, die du teilen möchtest? Ich bin gespannt auf deine Geschichten, Tipps und Beobachtungen. Schreib mir gerne, ich freue mich über jeden Austausch mit Gleichgesinnten.

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