Färbergarten-Serie Teil 4: Vom Töpfchen ins Beet

Färberbeete von oben
Färberbeete und Faserlein von oben

Die Sonne steht inzwischen etwas höher, und auch wenn die Nächte noch kühl sind, zieht es die kleinen Färberpflanzen mit aller Kraft ins Freie. In diesem vierten Teil meiner Serie nehme ich dich mit in mein Gewächshaus, zeige dir, wie ich meine Beete vorbereite – und wie aus zarten Keimlingen bald kräftige Gartenbewohner werden.

Es geht ums Umsiedeln, Umsorgen und Beobachten – und um kleine Erfolge (und Misserfolge) im Verlauf eines Färbergartenjahres.

1. Vom Fensterbrett ins Gewächshaus

Anfang Mai war es so weit: Die kleinen Färberpflanzen, die seit Wochen auf meiner Fensterbank Richtung Licht gewachsen waren, durften umziehen – erst einmal nur ein paar Schritte weiter ins Gewächshaus.

Am 1. Mai habe ich sie vereinzelt und in größere Töpfe gesetzt. Dieser Schritt fühlt sich für mich jedes Jahr besonders an: Aus dem dichten Gedränge in den Aussaattöpfchen entstehen kleine, eigenständige Pflänzchen, die nun ein bisschen mehr Raum bekommen – und sichtbar an Kraft gewinnen.

vor Wind und Wetter geschützt im Gewächshaus

Fünf bis sechs Pflanzen kommen in ein größeres Töpfchen mit Komposterde und – ganz wichtig – ein kleines Schild, damit ich später noch weiß, wer hier eigentlich wächst. Zwischen all den grünen Blättern sehen sich Tagetes und Schwefelkosmee nämlich ziemlich ähnlich – zumindest auf den ersten Blick. Die Schilder helfen mir, den Überblick zu behalten, und sind mittlerweile ein festes Ritual beim Umtopfen geworden.

Im unbeheizten Gewächshaus ist es noch deutlich kühler als im Haus, aber dort können sich die Pflanzen gut an die Außentemperaturen gewöhnen. Die Nächte sind zwar noch frisch, aber frostfrei – ideale Bedingungen für die kleinen Pflanzen. Sie stehen jetzt luftig, bekommen viel Licht und machen sich bereit für den nächsten großen Schritt: den Umzug ins Beet.

2. Der Färberwaid blüht – ein letztes Mal

Obwohl ich den Färberwaid in Zukunft nicht mehr anbauen möchte, durfte er dieses Jahr noch einmal in voller Pracht blühen. Er entwickelt seine Blüten so früh, dass ich den Platz im Beet noch nicht für die neuen Pflänzchen gebraucht habe. Deshalb durfte er erst einmal stehen bleiben. Und das hat sich gelohnt: Die zarten, leuchtend gelben Blüten haben sich zu einer wahren Insektenweide entwickelt – ständig umschwirrt von Bienen und Schwebfliegen.

blühender Färberwaid
Blühender Färberwaid

Normalerweise würde man den Färberwaid nach der Blüte zur Samenernte stehen lassen, aber da ich ihn nicht weiter kultivieren möchte, habe ich ihn entfernt, sobald er verblüht war. Fürs Färben eignet er sich ohnehin nur im ersten Jahr – im zweiten verliert er seine Färbekraft. Außerdem ist die Gewinnung der Farbe (für ein zartes Blau) recht aufwändig – hier greife ich lieber auf den Färberknöterich zurück.

So verabschiedet sich der Waid in diesem Jahr aus meinem Garten. Schön war’s trotzdem – und vielleicht kehrt er ja irgendwann einmal zurück.

3. Beete vorbereiten – von Grund auf

Bevor die kleinen Färberpflanzen ins Freie dürfen, braucht es eine gute Grundlage. Und das heißt: Beetvorbereitung. In diesem Jahr war das eine besonders staubige Angelegenheit – seit Wochen hat es kaum geregnet, und der Boden ist entsprechend hart und trocken. Kein leichtes Spiel.

Ich beginne damit, alle unerwünschten Beikräuter und Wurzeln aus dem Vorjahr zu entfernen. Manche davon sitzen ganz schön fest, und manchmal kommen da Überraschungen zutage, von längst vergessenen Pflanzversuchen oder selbst ausgesäten Gästen.

Umgraben tue ich nicht – mein Boden soll möglichst in Ruhe gelassen werden, damit das Bodenleben intakt bleibt. Stattdessen lockere ich die Erde gründlich mit der Hacke auf und schaffe so Platz und Luft für die neuen Bewohner. Das ist körperlich zwar etwas anstrengender, aber für mich gehört genau dieses Tun zum Übergang in den Frühsommer: Die Hände in der Erde, der Blick auf das, was kommt.

Wenn das Beet frei und gelockert ist, lasse ich es gerne noch ein paar Tage ruhen – oder warte auf einen kurzen Regenschauer, der die Erde etwas anfeuchtet. Danach kann das große Pflanzen beginnen.

4. Endlich ins Freie: Pflanzenzeit!

Nach all den Wochen im Töpfchen war es endlich so weit: Am 14. Mai durften die ersten Färberpflanzen ins Beet umziehen. Die Tage davor waren sonnig und warm, die Nächte frostfrei – also genau der richtige Moment. Normalerweise warte ich mindestens bis nach den Eisheiligen, aber dieses Jahr zeigte sich das Wetter so stabil, dass ich den Schritt etwas früher gewagt habe.

frisch eingepflanzt im ersten Beet

Das erste Beet wurde gemäß dem Pflanzplan locker bepflanzt – mit Schwefelkosmee, Färberwau, Skabiosen, Färberkamille, Stockrosen und Sonnenblumen. Ein bunter Mix aus einjährigen, zweijährigen und mehrjährigen Pflanzen, der sich über die nächsten Wochen zu einem dichten Farbenmeer entwickeln darf.

Die Sonnenblumen (Hopi Black) hatte ich nur eine gute Woche zuvor im Gewächshaus vorgezogen – sie keimen unglaublich schnell und wachsen mit beeindruckendem Tempo. Schon nach wenigen Tagen war klar: lange würden sie sich in ihren Töpfchen nicht wohlfühlen. Also durften sie direkt mit raus, gemeinsam mit den anderen vorgezogenen Pflanzen.

Am Tag darauf folgte das zweite Beet. Hier ist der Raue Sonnenhut eingezogen – mit einer ganz besonderen Konstellation: Eine kräftige Pflanze hatte den Winter überstanden und trieb erneut aus. Ich habe sie vorsichtig ausgegraben, an ihren neuen Platz gesetzt und mit jungen Sonnenhutpflänzchen ergänzt. Ein Versuch, der mich neugierig macht: Ob der Sonnenhut auch im zweiten Jahr noch gutes Färbematerial liefert? Ich werde es beobachten und berichten.

alte und neue Pflanzen im zweiten Beet

Außerdem fanden hier Färbertagetes und Färbermädchenauge ihren Platz. Beide waren bereits kräftig genug und kommen bestimmt gut mit dem trockenen Boden zurecht.

Schon vorhanden in diesem Beet war die Färberkamille aus dem letzten Jahr, die kurz vor der Blüte steht – und die Schwarze Stockrose, ebenfalls zweijährig, die in diesem Jahr blühen soll. Ich freue mich besonders auf diesen Teil des Gartens, weil hier so viele Zyklen zusammenkommen: neues Leben, zweite Chancen, und frühe Blüten.

5. Fehlversuch mit dem Färberknöterich

Manche Pflanzen lassen sich einfach mehr bitten – und in diesem Jahr ist das beim Färberknöterich besonders spürbar. Schon sehr früh hatte ich ihn auf der Fensterbank ausgesät, in der Hoffnung, ihm einen kräftigen Vorsprung zu geben. Doch statt des gewohnten Wuchses blieb er wochenlang klein und zögerlich.

Bereits im April habe ich die winzigen Keimlinge vorsichtig in größere Töpfe mit nährstoffreicherer Erde umgesetzt – normalerweise bringt das einen deutlichen Wachstumsschub. Doch diesmal: kaum Veränderung. Während die anderen Jungpflanzen kräftig wurden, verharrte der Färberknöterich bei wenigen Zentimetern. Statt der üblichen 10–15 cm Anfang Mai waren meine Pflänzchen kaum 3 bis 4 cm hoch – und sahen eher aus wie Nachzügler als wie Kandidaten fürs Beet.

Ich habe inzwischen mehrfach direkt im Gewächshaus nachgesät, aber auch dort zeigt sich bisher kaum ein Erfolg. Die jungen Pflanzen keimen schlecht oder wachsen kaum weiter. Ob es am Saatgut liegt, an den wechselhaften Bedingungen oder an einem noch unentdeckten Grund – ich weiß es nicht. Aber ich gebe noch nicht auf.

Gerade weil die blau färbenden Blätter Färberknöterichs zu meinen liebsten Färbematerialien gehören, wünsche ich mir sehr, dass es doch noch klappt. Das Färben mit frischen Blättern hat eine besondere Magie – ohne Beize, ohne langes Trocknen, einfach frisches Grün, das sich in tiefes Blau verwandelt. Ein Vorgang, der sich immer wieder wie ein kleines Wunder anfühlt.

Noch habe ich Hoffnung – und werde weiter säen, gießen, beobachten. Vielleicht wird es ja doch noch was in diesem Jahr mit dem Blau.

6. Ein Blick zum Lein: So steht’s ums Projektbeet

Der Faserlein im Projektbeet zeigt sich von seiner besten Seite. Inzwischen ist er 10 bis 15 cm hoch und hat sich deutlich sichtbar entwickelt – dicht und kräftig.

Gerade in den ersten Tagen nach der Aussaat habe ich regelmäßig gegossen, um den Keimprozess zu unterstützen – besonders wichtig, da es in diesem Frühling sehr trocken und oft auch windig war. Inzwischen bekommt der Lein alle zwei bis drei Tage Wasser, je nach Wetterlage. Ein bisschen Fingerspitzengefühl ist gefragt, denn zu viel Feuchtigkeit mag er nicht – aber ganz ohne kommt er auch noch nicht aus.

Faserlein, noch mit Beikräutern

Zwischendurch habe ich das Beet gründlich von Beikräutern befreit, denn Faserlein mag keine Konkurrenz. Er braucht den Platz und das Licht für sich allein. Jetzt, wo die Pflänzchen schon stabiler sind, wächst er schön gleichmäßig weiter.

Noch steht der Lein aufrecht und unbeeindruckt von Wind und Wetter. Doch sobald er größer wird, werde ich wohl ein einfaches Gerüst aus Schnüren spannen, um ihm ein wenig Halt zu geben. Denn bei starkem Regen oder Wind können die langen, feinen Stängel leicht umgebogen werden und das wäre schade. Wie das funktioniert und wie sich der Lein weiterentwickelt, zeige ich dir dann im nächsten Teil der Serie.

Fazit – Jetzt wird’s ernst

Die Beete sind vorbereitet, die kleinen Pflanzen sind im Boden – und damit beginnt ein neuer Abschnitt im Färbergarten. Jetzt heißt es: wachsen lassen, beobachten, pflegen. Jeder Tag bringt kleine Veränderungen und neue Herausforderungen. Manche Pflanzen überraschen mit ihrem Tempo, andere lassen sich mehr Zeit – so wie der Färberknöterich, der mich in diesem Jahr ganz schön auf die Geduldsprobe stellt.

Und als Bonus: der Faserlein, der in seinem Beet still und stetig wächst – ein kleines Projekt, das mir viel Freude macht.

Im nächsten Teil erzähle ich dir, wie sich die Beete in den ersten Wochen nach dem Auspflanzen entwickeln, welche Pflanzen besonders gut durchstarten – und ob sich beim Knöterich noch etwas tut.

Vielleicht hast du selbst schon Erfahrungen mit Färberpflanzen gemacht – oder bist einfach neugierig geworden. Ich freue mich auf deine Fragen, Gedanken oder Geschichten.

2 Kommentare

  1. Danke für den Bericht zum Färbergarten. Ich würde mir auch gerne einen anlegen,weiß aber nicht wo ich die Samen bekommen kann. Hast du vielleicht einen Tip?

    1. Hallo Maria,
      so toll, dass du auch einen Färbergarten anlegen möchtest. Hier Bunte Ernte voraus! Mein Plan für den Färbergarten habe ich darüber geschrieben woher ich mein ursprüngliches Saatgut bezogen habe. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt für eine Direktsaat ins Beet. Ich wünsche dir viel Erfolg und viel Freude an deinem Färbergarten. Schreib mir gerne auch per Mail an verena@wildfarbendesign.de wenn du weitere Fragen hast.
      Liebe Grüße, Verena

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