Der Sommer steht in voller Kraft, und der Färbergarten zeigt sich jetzt in seiner schönsten Pracht. Überall öffnen sich Blüten, die Beete leuchten in warmen und kräftigen Farben. Es ist die Zeit des Erntens und Verarbeitens, während andere Pflanzen bereits ihre Samen ansetzen und den Kreislauf der Natur fortschreiben.
In diesem Beitrag nehme ich dich mit durch meinen Hochsommer-Alltag im Färbergarten. Ich erzähle, welche Pflanzen gerade blühen, was ich täglich ernte und wie ich Blüten und Samen trockne. Außerdem zeige ich dir, was in meiner Werkstatt entsteht und wie ich mit frischen Blättern des Färberknöterichs färbe.
1. Blütenpracht im Hochsommer
Jetzt im Hochsommer blühen fast alle Färberpflanzen im Garten. Nur die Sonnenblumen lassen sich noch Zeit. Sie sind zwar gewaltig gewachsen, doch es dauert wohl noch ein wenig, bis sie ihre großen Blüten öffnen.
Die Stockrosen haben aufgrund der Schädlinge in diesem Jahr leider nur wenige Blüten gebildet. Der Ertrag fällt entsprechend gering aus, auch wenn die kräftigeren Pflanzen weiterhin tapfer wachsen. Ganz anders die Färberkamille: Die Pflanzen im zweiten Jahr haben bereits reichlich Blüten geliefert und gönnen sich gerade eine kleine Pause. Dafür stehen die einjährigen Pflanzen jetzt in voller Kraft und bringen täglich neue gelbe Blütenköpfchen hervor.

Auch von Mädchenauge, Schwefelkosmee und Tagetes gibt es derzeit täglich Blüten zu ernten. Ein besonderer Höhepunkt sind die ersten Blüten der Schwarzen Skabiose. Sie haben eine außergewöhnlich dunkle, satte Farbe und setzen besondere Akzente im Färberbeet. Ein echter Blickfang zwischen den anderen sommerlichen Tönen.
2. Blüten ernten und trocknen
An einem trockenen Sommertag, wenn die Sonne hoch steht und die Blüten voll geöffnet sind, beginne ich mit der Ernte. Wichtig ist, dass die Pflanzen absolut trocken sind – so bleibt die Qualität der Blüten für die spätere Verarbeitung optimal erhalten.
Ich knipse die Blüten von Hand, mit einem leichten Druck des Daumennagels kurz unter dem Blütenköpfchen. So bleibt nur ein winziges Stück Stängel übrig, und die Blüten lassen sich später leichter handhaben, vor allem bei der Bundle Dye Technik.

Drinnen breite ich die geernteten Blüten vorsichtig in flachen Schachteln aus, die ich zuvor mit Küchenpapier ausgelegt habe. Jede Blüte bekommt dabei genügend Platz, sodass sie nicht aufeinanderliegt und rundherum gut trocknen kann. In meiner Werkstatt unter dem Dach, wo es warm, luftig und schattig ist, trocknen die Blüten in wenigen Tagen vollständig durch.
Sobald sie sich trocken und leicht anfühlen, fülle ich sie in Papiertüten um und stelle diese in ein Regal, natürlich ohne direkte Sonneneinstrahlung, damit die Farben möglichst gut erhalten bleiben.
3. Samen ernten und aufbewahren
Der zweijährige Färberwau ist schon seit Wochen verblüht. Ich habe die Blütenstände stehen lassen, damit sich Samen für die nächste Saison entwickeln können. Jetzt, da sie sichtbar trocken sind, habe ich die Stängel abgeschnitten und in eine kleine Schale gelegt. Dort dürfen sie noch einige Tage nachtrocknen, bis sich die reifen Samen von selbst aus den Kapseln lösen.
Für die Aufbewahrung falte ich kleine Tütchen aus Papierresten und fülle die Samen vorsichtig hinein. Diese einfachen, selbstgemachten Samentütchen sind praktisch, um den Vorrat sauber und luftig zu lagern und zugleich eine schöne Möglichkeit, Papierreste sinnvoll zu nutzen.
Im Herbst, wenn es an die Ernte weiterer Samen geht, werde ich eine Anleitung für die kleinen Tütchen veröffentlichen. So kannst auch du deine Samenernte gut verpacken und für das nächste Gartenjahr bewahren.
4. Aus der Werkstatt: Körbchen aus Färberkamille-Garn
In meiner Werkstatt liegt derzeit der Duft von getrockneten Blüten und frisch verarbeiteten Pflanzenfarben in der Luft. Aus dem Garn, das ich im Juni mit Färberkamille gefärbt habe, entstehen jetzt kleine handgemachte Körbchen – jedes Stück ein Unikat.

Zunächst wickle ich die gefärbten Stränge sorgfältig auf leere Papprollen oder Weidenstöckchen auf. So lässt sich das Garn leichter weiterverarbeiten. Anschließend beginne ich, die Körbchen in gleichmäßigen Bahnen zu wickeln und dabei Form und Größe Stück für Stück aufzubauen. Das warme Gelb der Färberkamille verleiht den Körbchen dabei eine sonnige Ausstrahlung.

Hier siehst du einige Körbchen, die bislang entstanden sind. Diese sind ab sofort im Shop erhältlich, und wer ein bestimmtes Design, eine individuelle Größe oder eine spezielle Farbe wünscht, kann mich gerne direkt kontaktieren. Ich fertige die Körbchen auf Anfrage auch nach persönlichen Vorstellungen an.
5. Färben mit frischem Färberknöterich
Nach all den anfänglichen Schwierigkeiten hat sich der Färberknöterich doch noch prächtig entwickelt. So gut, dass ich nun mit den frischen Blättern eine erste Färbung wagen kann – genau im richtigen Moment, kurz vor der Blüte, wenn die Blätter die meiste Färbekraft enthalten.

Ich schneide die einzelnen Zweige handbreit über der Erde ab und zupfe die Blätter zügig ab, damit sie nicht anfangen zu welken. Die zarten Stängelspitzen hebe ich auf und stelle sie in ein Glas mit Wasser. Schon nach wenigen Tagen bilden sie Wurzeln und können später wieder ins Beet gesetzt werden. So lässt sich mit etwas Glück eine weitere Ernte erzielen.
Für die Färbung gebe ich die frischen Blätter zusammen mit etwas grobem Salz in eine Schüssel. Nun heißt es kneten: So lange, bis der zuerst grüne Saft austritt. Das kann einige Minuten dauern, doch es lohnt sich, geduldig weiterzuarbeiten. Sobald die Blätter gut durchgeknetet sind, lege ich den angefeuchteten Stoff dazu und knete weiter. Nach und nach beginnt sich das zarte Grün in ein sattes Indigoblau zu verwandeln – ein magischer Moment, der etwa 15 bis 20 Minuten dauern kann.
Sobald die gewünschte Farbintensität erreicht ist, wird der Stoff gründlich ausgewaschen, die Pflanzenteile sorgfältig entfernt und das Werkstück luftig zum Trocknen aufgehängt.
Ein kleiner Tipp aus eigener Erfahrung: Handschuhe tragen! Beim ersten Versuch habe ich darauf verzichtet und meine Hände haben sich tiefblau verfärbt. Diese Farbe hielt sich hartnäckig über mehrere Tage und erinnerte mich eindrücklich an die Kraft dieser Pflanze.
6. Flachs: Vom Raufen zur Röste
Etwa zwei Wochen nach dem Ende der Blütephase war der Flachs reif zur Ernte. Die Samen in den Kapseln hatten sich bereits leicht bräunlich verfärbt, und die unteren Stängel zeigten ein gelbliches Leuchten – ein gutes Zeichen dafür, dass der Zeitpunkt der Gelbreife erreicht war.

Ich habe die Pflanzen mit den Wurzeln aus dem Boden gezogen, diesen Arbeitsschritt nennt man „raufen“, und das spärliche Unkraut, das noch zwischen den Stängeln wuchs, entfernt. Anschließend habe ich jeweils eine Handvoll Flachsstängel mit einem Pflanzenstängel zusammengebunden. Zehn dieser Bündel habe ich zu sogenannten Kapellen zusammengestellt und aufrecht ins abgeerntete Beet gestellt, damit die Samen darin nachreifen können.

Im nächsten Schritt werden die reifen Samen entfernt („geriffelt“), bevor die Röste beginnt. Über meine Erfahrungen mit diesem Prozess werde ich im nächsten Blogbeitrag berichten.
Fazit
Der Garten steht jetzt in voller Kraft, und mit jeder Ernte füllt sich die Werkstatt ein Stück mehr mit sommerlicher Farbenpracht. Ich genieße die langen Sommertage draußen, mit Gartenarbeit oder kreativen Auszeiten auf der Terrasse. Ich sehe zu, wie sich die Sonnenblumen mit der Sonne drehen und warte auf ihre beeindruckenden Blüten, mit deren Samen ich später färben möchte. Auch der Flachs steht kurz vor der nächsten spannenden Phase: der Röste, über die ich im nächsten Beitrag berichten werde.
Hast du selbst schon einmal Blüten oder Samen geerntet? Oder frische Blätter zum Färben verwendet? Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen in den Kommentaren teilst oder mir direkt schreibst.
