Noch liegt der Garten ruhig da, doch bald wird er sich in ein buntes Experimentierfeld verwandeln. Welche Pflanzen sollen dieses Jahr wachsen? Wo finde ich das passende Saatgut? Und wie schaffe ich Platz für neue Farben?
In diesem Artikel nehme ich dich mit in die ersten Schritte meines Färbergarten-Jahres. Ich erzähle dir, wie ich meine Beete anlege, warum ein weiteres Stück Rasen weichen musste und welche Pflanzen ich für die kommende Saison ausgewählt habe. Außerdem erkläre ich den Unterschied zwischen ein- und zweijährigen Färberpflanzen – ein wichtiger Aspekt für die Planung, denn nicht alle Pflanzen liefern ihre Farben schon im ersten Jahr.
Begleite mich auf dem Weg zu einem neuen Jahr voller natürlicher Farben!
Meine Beete – ein Überblick

Die zwei Beete, die du auf dem Foto siehst, habe ich schon vor zwei Jahren angelegt. Vorher war das ein Stück Rasen. Um die Rasenflächen in Beete zu verwandeln, habe ich die No-Dig-Methode angewendet. Lege dazu unbedruckte Pappkartons direkt auf den gemähten Rasen, um das darunterliegende Gras zu ersticken. Bedecke die Pappe anschließend mit einer etwa 10–15 cm dicken Schicht reifen Komposts. Die Pappe zersetzt sich im Laufe der Zeit, und der Kompost bietet eine nährstoffreiche Grundlage für deine neuen Pflanzen. Ich habe dann noch einen Rahmen aus Holz darum gebaut, um die Beetflächen besser vom Rasen zu trennen.
Auf diese Art habe ich im Herbst ein weiteres Beet vorbereitet. Hier möchte ich in diesem Jahr Faserlein anbauen – als Teil des Mitmachprojekts „1qm Lein“. Ziel des Projekts ist es, den gesamten Prozess vom Anbau bis zur Verarbeitung der Fasern selbst zu erleben und ein besseres Verständnis für traditionelle Textilherstellung zu gewinnen. Ich bin gespannt, wie sich der Lein entwickelt und welche Erfahrungen ich dabei sammeln werde!
Ein- und zweijährige Pflanzen – Was ist der Unterschied?
Beim Anlegen meines Färbergartens unterscheide ich zwischen einjährigen und zweijährigen Pflanzen. Diese Unterscheidung ist wichtig für die Beetplanung, denn sie beeinflusst, wann eine Pflanze geerntet werden kann.
Einjährige Pflanzen wachsen innerhalb eines Jahres, blühen, bilden Samen und sterben dann ab. Sie lassen sich unkompliziert in den Garten integrieren, da sie bereits in der ersten Saison Ertrag liefern und oft eine reiche Blüte haben. Sie sind ideal, um schnell erste Färbeexperimente zu starten.
Zweijährige Pflanzen hingegen benötigen zwei Jahre, um zu blühen und Samen zu bilden. Im ersten Jahr wachsen meist nur Blätter, bevor sie im zweiten Jahr Blüten und damit auch färberelevante Pflanzenteile ausbilden. Beispiele hierfür sind in meinem Garten die Stockrose und der Färberwau. Ihr Nachteil ist, dass sie im ersten Jahr Platz im Beet einnehmen, ohne direkt genutzt werden zu können. Trotzdem plane ich sie in meinem Garten ein, da sie mir wunderschöne Farbstoffe liefern. Eine spannende Ausnahme ist hier die Färberkamille. Sie bildet bereits im ersten Jahr Blüten aus, die geerntet werden können. Als mehrjährige Pflanze bleibt sie dann im Beet stehen und zeigt im zweiten Jahr einen wesentlich höheren Ertrag, da die Blütezeit schon viel früher beginnt.
Meine Pflanzenauswahl für dieses Jahr
Wie du auf dem Beetplan sehen kannst, werde ich in diesem Jahr neun verschiedene Färberpflanzen anbauen.
Einjährige Pflanzen
- Sonnenblume ‘Hopi Black’ – Die schwarzen Kerne dieser Sorte liefern ein tiefes Blauviolett bis Schwarz.
- Färbertagetes – Die Blüten ergeben warme Gelb-, Orange- und Brauntöne.
- Färbermädchenauge – Die Blüten bringen intensive Gelb- bis Rottöne hervor.
- Rauer Sonnenhut – Die Blüten färben in einem sanften Grünton
- Schwarze Garten-Skabiose – Die dunkelvioletten Blüten liefern sanfte Grau- und Lilatöne.
- Schwefelkosmee – Die Blüten sorgen für leuchtendes Gelb und Orange.
Zweijährige Pflanzen
- Schwarze Stockrose – Die Blüten dieser Sorte ergeben dunkelviolette bis fast schwarze Farbtöne, je nach Beize auch Blau- oder Grüntöne.
- Färberwau / Reseda – Eine der besten Pflanzen für strahlendes, lichtbeständiges Gelb.
Mehrjährige Pflanze
- Färberkamille – Die gelben Blütenköpfe färben Textilien in kräftigem Gelb bis Goldgelb.
Zusätzlich plane ich Färberknöterich anzubauen, der allerdings meiner Erfahrung nach besser im Gewächshaus gedeiht und daher wieder dort seinen Platz bekommt.
Alle Pflanzen werde ich ab Anfang April in Minigewächshäusern auf meiner Fensterbank vorziehen.
In den nächsten Monaten stelle ich dir jede einzelne dieser Pflanzen genauer vor. Ich zeige dir, wie sie sich entwickeln, wann ich sie ernte und welche Farbexperimente ich damit mache.
Saatgutbeschaffung – Woher kommen meine Samen?
Neues Saatgut bestelle ich seit Jahren bei floraundfarbe.de (Werbung ohne Auftrag, aber aus Überzeugung) und versuche zusätzlich jeden Herbst meine eigenen Samen zu ernten.
Viele Färberpflanzen lassen sich problemlos vermehren, indem man ihre Samen im Sommer oder Herbst erntet. Dafür lässt man einige Pflanzen ausblühen und abreifen, sammelt die trockenen Samenkapseln oder Samenstände und lagert sie an einem kühlen, trockenen Ort bis zur nächsten Aussaat. Manche Arten säen sich sogar von selbst aus.
Im Herbst werde ich einen ausführlichen Artikel darüber schreiben, wie ich meine Samen ernte, reinige und lagere – damit auch du langfristig dein eigenes Saatgut gewinnen kannst.
Wie es weitergeht
Die Pflanzenauswahl steht, aber die eigentliche Beetvorbereitung lasse ich mir noch etwas Zeit. Viele Pflanzenreste vom letzten Jahr stehen noch, denn sie bieten wertvollen Schutz für Insekten, die darin möglicherweise überwintert haben. Erst wenn es wärmer wird und die neuen Pflanzen ihren Platz brauchen, werde ich die alten Stängel vorsichtig entfernen und die Beete vollständig für die kommende Saison vorbereiten.
Im nächsten Artikel zeige ich dir, wie ich meine Färberpflanzen vorziehe und welchen Einfluss das auf ihre Entwicklung hat. Außerdem werde ich genauer auf die mehrjährigen Pflanzen in meinem Beet eingehen.
Auch das Projektbeet für den Faserlein wird mich in den kommenden Monaten begleiten. Ich werde berichten, wie sich die Pflanzen entwickeln und welche Schritte auf dem Weg zur fertigen Faser notwendig sind.
Ich freue mich, wenn du mich auf dieser Reise durch die Gartensaison begleitest!

Hallo Verena,
Ein sehr interessanter Artikel. Das mit der Pappe und dem Kompost habe ich schon öfter gehört, aber ich hatte noch kein Glück damit. Lässt du die Pappe erst einmal ein paar Tage oder Wochen liegen? Oder kommt der Kompost sofort oben drauf? Und wird dann sofor ausgesät und gepflanzt? Und was machst du mit unerwünschten Pflanzen? Darf das bei dir alles wachsen? Oder bereinigst du das Beet auch mal?
Hallo Sabine,
vielen Dank für deinen Kommentar und dein Interesse. Ich habe die Pappe immer im Spätherbst auf das Rasenstück gelegt, das ich in ein Beet umwandeln möchte. Die Pappe wird direkt mit einer 10-15 cm dicken Schicht Kompost bzw. Erde bedeckt. Bis zur Pflanzzeit im nächsten Frühjahr hat sich die Pappe und der Rasen, der darunter war, fast vollständig in Erde umgewandelt und du kannst direkt pflanzen oder aussäen. Die, bei mir liebevoll Beikräuter genannten, unerwünschten Pflanzen jäte ich aus, bevor ich das Beet neu bepflanze oder aussäe. Im Sommer mulche ich dann rund um alle Pflanzen, um das Wachstum der Beikräuter einzudämmen und den Aufwand zu verringern. Ich hoffe, das hilft dir weiter.
Liebe Grüße, Verena
Ah, ok. Danke für Deine Antwort. Gemulcht habe ich bisher nicht. Das werde ich mal ausprobieren.
Hallo Verena,
das hört sich alles so leicht an, aber es steckt bestimmt eine menge Arbeit dahinter. Ich bin gespannt
auf die Vielfalt deiner Pflanzen und auf das neue Beet. Auf den Faserlein bin ich besonders gespannt.
Liebe Grüße und bis bald
Hallo Gisela,
es ist viel Arbeit, aber eine Arbeit die mir sehr viel Freude macht und hoffentlich mit einer farbenfrohen Ernte belohnt wird. Auf das Projektbeet mit dem Faserlein freue ich mich auch sehr. Es wird ein spannendes Gartenjahr werden.