Färbertagetes

1. Botanisches Porträt

Wissenschaftlicher Name: Tagetes erecta

Familie: Korbblütler (Asteraceae)

Deutsche Namen: Färbertagetes, Große Studentenblume, Türkische Nelke, Sammetblume

Englische Namen: African marigold, Aztec marigold, Big marigold, Mexican marigold

Beschreibung: Die Färbertagetes ist eine einjährige krautige Pflanze mit kräftigem, aufrechtem Wuchs von 30 bis 120 Zentimeter Höhe. Der verzweigte Stängel trägt dunkelgrüne, unpaarig gefiederte Blätter mit gesägten Fiederblättchen, die bei Berührung würzig-herb duften. Von Juni bis zum ersten Frost erscheinen große, gefüllte Blütenköpfe in leuchtenden Gelb-, Orange- und Rottönen mit bis zu 12 Zentimeter Durchmesser. Die Früchte sind längliche, schwarze Achänen.

Standort & Verbreitung: Ursprünglich in Mexiko und Mittelamerika beheimatet, ist die Färbertagetes heute als Zierpflanze weltweit verbreitet. Sie bevorzugt vollsonnige Standorte mit durchlässigem, humosem Boden und zeigt sich als wärmeliebend und frostempfindlich. Optimale Temperaturen liegen zwischen 18 und 25 Grad Celsius. Als einjährige Kulturpflanze muss sie jährlich neu ausgesät werden.

Ökologie: Die Färbertagetes ist eine schnell wachsende Sommerpflanze, die durch ihre lange Blütezeit von großem ökologischem Wert ist. Die nektarreichen Blüten locken verschiedene Insekten an, besonders Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Gleichzeitig wirkt die Pflanze aufgrund ihrer ätherischen Öle abschreckend auf viele Schädlinge und wird daher gerne als Begleitpflanze im biologischen Gartenbau eingesetzt. Die Vermehrung erfolgt ausschließlich über Samen, die leicht keimen und bei günstigen Bedingungen zur Selbstaussaat neigen können.

2. Färbeeigenschaften

Färbende Pflanzenteile: Die Blütenblätter enthalten die höchste Konzentration an Farbstoffen und werden zur Blütezeit gesammelt. Besonders ergiebig sind die intensiv gefärbten, vollständig geöffneten Blüten.

Färbende Inhaltsstoffe: Die Hauptfarbstoffe sind die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin, die zu etwa 86% im Blütenextrakt enthalten sind. Lutein ist ein orangegelbes Xanthophyll und gehört neben β-Carotin zu den häufigsten Carotinoiden. Zeaxanthin ist ebenfalls ein Carotinoidalkohol und kommt natürlicherweise zusammen mit Lutein vor. Diese Xanthophylle sind für die intensive gelb-orange Farbwirkung verantwortlich und zeigen eine bemerkenswerte Stabilität.

Farbwirkung: Die Blüten der Färbertagetes färben Stoffe und Garne gelb-orange, zusammen mit Eisenbeize ergeben sich kräftig dunkle Töne. Die Primärfarben reichen von leuchtendem Zitronengelb bis zu warmen Orangetönen, je nach Konzentration des Farbbads und verwendeter Pflanzenmenge. Bei Verwendung verschiedener Beizmittel können die Farbtöne modifiziert werden. Eisenbeizen erzeugen gedämpfte, olivgrüne bis bräunliche Töne, während Alaunbeizen die ursprünglichen Gelb-Orange-Töne verstärken.

Verarbeitung: Die Ernte der Blüten erfolgt durch zwei- bis viermalige Blütenpflücke im Laufe der Vegetation, das Erntegut wird bei 40°C sofort getrocknet. Für die Farbstoffgewinnung werden die getrockneten Blütenblätter in heißem Wasser ausgezogen oder können auch frisch verwendet werden. Die Extraktion erfolgt bei mittleren Temperaturen um Degradation der hitzeempfindlichen Carotinoide zu vermeiden. Die Farbausbeute ist sehr gut, bereits kleine Mengen ergeben intensive Färbungen. Wolle und Seide nehmen die Farbe besonders gut an, aber auch Baumwolle lässt sich erfolgreich färben.

3. Historische Bedeutung und Verwendung

Traditionelle Nutzung: Die Färbertagetes war bereits den präkolumbischen Kulturen Mexikos als Farbstoff, Heilmittel und Ritualpflanze bekannt. Die Heimat der rund 50 Wildarten liegt in den trockenwarmen Gebieten der südwestlichen USA und Mexikos, wo sie von den indigenen Völkern vielseitig genutzt wurde.

Dokumentierte Anwendungen: Die Azteken verwendeten ein Pulver aus der „yauhtli“ genannten Pflanze in religiösen Ritualen. In Mexiko diente das Kraut als Heilmittel bei Fieber und Verdauungsbeschwerden. Mit der spanischen Eroberung gelangte die Färbertagetes nach Europa und etablierte sich dort als Zierpflanze, bevor ihre färberischen Eigenschaften entdeckt wurden.

Kulturelle Bedeutung: In der mexikanischen Kultur spielte die Färbertagetes eine wichtige Rolle beim „Día de los Muertos“ (Tag der Toten), wo die intensiven Blütenfarben die Seelen der Verstorbenen anlocken sollten. Heute werden die Carotinoide aus Tagetes erecta kommerziell als natürliche Farbstoffe in der Lebensmittelindustrie und als Futterzusatz zur Intensivierung der Dotterfarbe bei Geflügel eingesetzt.

4. Eigene Verwendung und Erfahrung

Ich habe die Tagetesblüten schon im Bundle Dye benutzt, im Solarglas und als Farbbad. Es ergeben sich jeweils schöne Gelbtöne, bis hin zu hellem orange. Leider mag ich den Geruch der Tagetes überhaupt nicht und verwende sie daher nur selten.