Färbergarten-Serie Teil 3: Frühstart mit Vorzucht & Faserlein im Quadrat

So sieht meine Fensterbank jedes Frühjahr aus

Während das Wetter sich in diesem Frühling noch nicht so recht entscheiden kann, wie es sein möchte, tut sich auf meiner Fensterbank und im Garten bereits einiges. Die ersten Pflänzchen strecken ihre Köpfe aus der Erde, und draußen ist ein neues Beet für den Faserlein entstanden. In diesem dritten Teil meiner Serie geht es um die Vorzucht im Haus, meine mehrjährigen Färberpflanzen – und ein besonderes Projekt: der Anbau von Faserlein im eigenen Garten.

Ich zeige dir, wie ich meine Pflanzen anziehe, was bei zweijährigen und mehrjährigen Arten zu beachten ist und warum ich mich für das Projekt 1qm Lein entschieden habe. Komm mit – es gibt viel zu entdecken!

Warum ich meine Pflanzen vorziehe

Die Vorzucht meiner Färberpflanzen gehört für mich jedes Jahr zu den schönsten ersten Schritten in die neue Gartensaison. Während der Garten noch im Winterschlaf liegt, grünt und keimt es in meinem Arbeitszimmer bereits voller Vorfreude auf den Frühling.

Vorsprung für zarte Pflänzchen

Viele Färberpflanzen sind eher langsam in der Entwicklung. Durch die Anzucht im Haus bekommen sie mehrere Wochen Vorsprung gegenüber einer Direktsaat ins Beet – ein großer Vorteil, gerade bei einem wechselhaften Frühling. Kräftige Jungpflanzen kommen so deutlich besser mit späteren Witterungsschwankungen zurecht.

Ich nutze dafür Minigewächshäuser, die an einem Ostfenster in meinem Arbeitszimmer stehen. Dort gibt es nur wenige Stunden direkte Sonne – deshalb unterstütze ich die Pflanzen mit einer zusätzlichen Pflanzenlampe. So gedeihen die Keimlinge auch an trüben Tagen zuverlässig.

So klappt’s mit der Anzucht

Ich säe die Samen in Aussaaterde aus, die besonders nährstoffarm ist. Das fördert ein langsames, stabiles Wachstum. Eine dünne Schicht feiner Sand auf der Erde hilft, Trauermücken fernzuhalten – sie legen ihre Eier sonst gerne in feuchter Erde ab, und ihre Larven können die zarten Wurzeln beschädigen.

Aussaat ins Minigewächshaus – die einzelnen Reihen beschrifte ich mit kleinen Schildern, die ich aus Joghurtbechern ausschneide.

Vorgezogen habe ich in diesem Jahr:

  • Färbertagetes (Tagetes tenuifolia)
  • Färberwau (Reseda luteola)
  • Färberkamille (Anthemis tinctoria)
  • Färbermädchenauge (Coreopsis tinctoria)
  • Schwarze Stockrose (Alcea rosea var. nigra)
  • Rauer Sonnenhut (Rudbeckia hirta)
  • Schwefelkosmee (Cosmos sulphureus)

Wichtig bei der Aussaat: Einige dieser Arten – wie Tagetes, Wau, und das Mädchenauge – sind Lichtkeimer. Ihre Samen dürfen also nicht mit Erde bedeckt werden, weil sie zum Keimen Licht benötigen.

Inzwischen sind alle Samen aufgegangen. Die Keimlinge strecken ihre zarten Hälse Richtung Licht, und bei einigen zeigen sich schon die ersten echten Blätter. Sobald sie kräftig genug sind, topfe ich sie in Komposterde um und stelle sie ins unbeheizte Gewächshaus.
Dort härten sie sich ab, bis sie ab Mitte Mai – nach den Eisheiligen – nach draußen dürfen. Vorher wäre das Risiko für Nachtfrost einfach zu groß.

Nach zwei Wochen – manche der Pflanzen sind schon bereit zum umtopfen.

Mehrjährig, zweijährig – was heißt das eigentlich?

Beim Planen meiner Beete lohnt es sich, die Lebenszyklen der Pflanzen gut im Blick zu behalten. Denn nicht alle Färberpflanzen blühen im ersten Jahr – und nicht alle bleiben dauerhaft im Garten.

Zweijährig: Geduld, die sich lohnt

Einige meiner liebsten Färberpflanzen sind zweijährig. Das bedeutet: Sie wachsen im ersten Jahr nur mit einer Blattrosette heran, bilden aber noch keine Blüten. Erst im zweiten Jahr zeigen sie ihre volle Pracht – und damit auch das Färbepotenzial. In meinem Garten betrifft das die Schwarze Stockrose und den Färberwau.

Da ich für das Färben die Blüten benötige, muss ich im ersten Jahr bewusst Platz im Beet einplanen, ohne schon mit einem Ertrag zu rechnen. Das ist manchmal ein Kompromiss, aber einer, der sich am Ende lohnt – besonders, wenn ich im nächsten Jahr in leuchtendes Gelb (Färberwau) oder dunkles Violett (Stockrose) eintauchen kann.

Wichtig: Beide Pflanzen bilden nach der Blüte keine brauchbaren neuen Austriebe mehr. Deshalb säe ich sie jedes Jahr neu aus – so ist für das nächste Jahr immer wieder frisches Material da.

Mehrjährig: Ein bisschen Ausdauer

Ein anderer Fall ist die Färberkamille. Sie gehört zu den mehrjährigen Pflanzen. Das bedeutet: Sie blüht bereits im ersten Jahr, überwintert und treibt im zweiten Jahr kräftiger und früher wieder aus – mit noch mehr Blüten.

Allerdings zeigt sich aus meiner Erfahrung: Im dritten Jahr lässt die Blühfreude deutlich nach. Deshalb säe ich auch die Färberkamille jedes Jahr neu aus und lasse die älteren Pflanzen nach ihrer zweiten Saison aus dem Beet verschwinden. So bleibt der Blütenreichtum erhalten – und der Platz im Beet ist gut genutzt.

Mein Projektbeet: 1 Quadratmeter Lein

Mein Projektbeet nach der Aussaat. Das Netzt dient als Schutz vor Katzen, die hier gerne die lockere Erde für ihre Zwecke nutzen…

Ein ganz besonderer Teil meines Gartens ist in diesem Jahr für das Projekt 1qm Lein reserviert. Dieses Mitmachprojekt lädt Menschen in ganz Deutschland ein, einen Quadratmeter Faserlein anzubauen – von der Aussaat über die Pflege bis hin zur Ernte, dem Rösten, Brecheln und schließlich dem Spinnen der Fasern. So soll das alte Handwerk rund um die heimische Textilherstellung wieder greifbar werden.

Mich hat die Idee sofort begeistert. Ich wollte schon lange einmal selbst erleben, wie aus einer Pflanze Schritt für Schritt ein Stück Stoff entstehen kann. Darum war klar: Ich bin dabei!

Das passende Beet – bei mir hat es eine Größe von 2 Quadratmetern – hatte ich bereits im Herbst vorbereitet (mehr dazu im zweiten Teil dieser Serie). Jetzt hat dieses Beet noch eine Umrandung aus Holz bekommen. Ich habe den Boden vorsichtig aufgelockert und sehr gründlich vom bereits keimenden Unkraut befreit. Faserlein tut sich sehr schwer mit ungewünschter Konkurrenz.

Am 10. April, dem 100. Tag des Jahres, war es dann so weit – die Aussaat. Dieser Zeitpunkt wurde früher traditionell für den Leinanbau genutzt. Im Projekt wird das sehr viel flexibler gehandhabt, denn: 100 Tage nach der Aussaat wird geerntet. Wer zu diesem Zeitpunkt im Urlaub ist, wählt einfach selbst ein passenderes Datum.

Ich bin sehr gespannt, wie sich der Lein entwickelt – und wie es sich anfühlt, mit den eigenen Händen in einen uralten Prozess einzutauchen. Meine Erfahrungen werde ich natürlich hier im Blog dokumentieren.

Fazit – Jetzt darf’s wachsen

Die Fensterbank ist voller Leben, der Faserlein ist bereits ausgesät und die Vorfreude auf die bunte Blütenpracht wächst mit jedem Sonnentag.

Im nächsten Artikel erzähle ich dir, wie ich meine Pflanzen nach draußen begleite, warum ich mit der Aussaat der Hopi Black Sonnenblumen noch gewartet habe und wie der Färberknöterich seine ganz eigene Behandlung bekommt. Bis dahin wünsche ich dir eine wunderschöne Frühlingszeit. Schreib mir gern, wenn du selbst schon Färberpflanzen anbaust oder Fragen hast – ich freu mich auf den Austausch!

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Kategorisiert als Färbergarten

2 Kommentare

    1. Herzlichen Dank 💚
      Ich kann es auch kaum erwarten und hoffe, dass das Wetter bald beständiger wird und die Pflänzchen ins Beet können. Ich werde darüber berichten.

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